





Am 28.07.2023 wurde der Verein „Villa Mazur“ e.V. gegründet.
Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, Haus und Garten der Villa Mazur wieder mit Leben zu erfüllen. Inhaltsvolle Konzerte, Lesungen und Themenabende sollen Menschen zusammenführen, sollen Kultur und Austausch ermöglichen. Geplante Veranstaltungen und eine Chronik der bisherigen Veranstaltungen finden Sie auf dieser Seite.
RUFEN SIE DIE BISHERIGEN VERANSTALTUNGEN AUF, UM EINEN EINDRUCK ZU ERHALTEN.
Neben kulturellen Veranstaltungen möchten wir auch das Andenken an politisch Verfolgte und vertriebene Menschen wahren und ebenso Veranstaltungen zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen durchführen.
Unser Verein möchte die Geschichte des Hauses erforschen. Zeitzeugen können sich gern bei uns melden.
Schüler sind für Projektarbeiten zur Geschichte des Hauses herzlich willkommen.
Die Geschichte der Villa
Die Villa Mazur wurde 1921 nach Plänen des Geraer Architekten Rudolf Schmidt errichtet. Nach seinen Plänen entstanden mehrere bedeutende Gebäude in Gera (z.B. Villa Hirsch, Villa Jahr, Villa Bardzki).
Bauherr war Robert Mazur, ein Teilhaber der damals bekannten Geraer Teppichfabrik Halpert & Co. Er lebte mit seiner Frau und seinen vier Kindern in der als Wohnhaus gebauten Villa.
Robert Mazur unterstützte damals großzügig das jüdische Leben in Gera, aber auch die städtischen Museen. Im Garten der Villa Mazur trainierte der jüdische Tennisverein unserer Stadt.
1939 wurden Robert Mazur und sein Sohn Otto von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Robert Mazur, welcher im ersten Weltkrieg als Soldat für Deutschland mehrfach verwundet wurde, war auf Grund seines jüdischen Glaubens zum Feind einer menschenverachtenden Ideologie geworden. In Buchenwald wurde er misshandelt und schwer verletzt. Durch die systembedingte Übergabe der Firma Halpert & Co. musste er jedoch wieder freigelassen werden und emigrierte mit seiner Familie nach England.
Dort verstarb er an den Folgen seiner Verletzungen. Gerettet hat er die Thora-Rollen der jüdischen Gemeinde von Gera, indem er diese nach England schmuggelte.
Das Haus wurde in der DDR als Kinderheim genutzt. In diesem Kinderheim wurden auch Kinder, welche Ihren Eltern entrissen und zur Zwangsadoption freigegeben wurden, zeitweilig untergebracht. Kathrin Behr beschrieb u.a. ihr Leben im Heim in Ihrem Buch „Entrissen: Der Tag, als die DDR mir meine Mutter nahm“.
Nachdem das Haus nach der Wende länger leer stand, wurde es 1998 aufwändig restauriert. Eine Anwaltskanzlei und eine Steuerbüro zogen ein. Nach weiterem Leerstand erwarb der AWV Ostthüringen 2022 das Haus.
Die Empfangshalle und Teile des Herrenzimmers sind heute noch originalgetreu erhalten. Der Grundriss des Speisezimmers wurde wieder hergestellt.
Das einst über dem Kamin angebrachte Gemälde wurde vom Geraer Künstler Günter Domkowsky neu erschaffen und trägt heute den Titel „Sturm der Zeit“.